Das Arbeiten in einer Zahnarztpraxis ist keine Einbahnstraße. Dort arbeiten Menschen und egal, ob ZFA oder Chef/in, es menschelt und jeder hat Stärken, Schwächen, Macken und Launen. Nur wenn Anschuldigungen im Raum stehen und Erwartungshaltungen nicht erfüllt werden, leidet das Praxisklima insgesamt. Schauen wir uns deshalb heute als erstes an, was aus der/die Chef/innen-Sicht eine gute ZFA ausmacht. Keine Angst, den Blick umgekehrt gibt es demnächst als Fortsetzung!
Jeder Zahnarzt wünscht sich von seinen Angestellten, dass sie sich sowohl mit der Tätigkeit, als auch mit dem Arbeitsplatz identifizieren. Es geht darum, dass alle an einem Strang ziehen. „Ich mache mir doch hier nicht den Buckel krumm, damit der Chef seiner Geliebten ein neues Auto kaufen kann!“, ist eine verteufelte Einstellung. Wer nicht damit leben kann, dass es Gut- und Besserverdiener gibt (die sich im Übrigen für diesen Stand viel aufwändiger qualifizieren mussten, Verantwortung für Praxis und Patienten übernehmen und obendrein ein unternehmerisches Risiko tragen), der sollte sich nach einem anderen Job umsehen.
Eine wünschenswerte Einstellung ist:
– Mir als ZFA sind gesunde Zähne wichtig und dafür leiste ich einen nicht unerheblichen Beitrag!
– Das Geld, was in der Praxis erwirtschaftet wird, ernährt uns alle. Deshalb engagiere ich mich.
Egal in welcher Branche man arbeitet, Kollegialität und Loyalität sind unverzichtbare Werte. Loyalität bezieht sich aber nicht nur darauf, dem Praxisinhaber treu und wortlos ergeben zu sein. Loyalität schließt die konstruktive Kritik (Feedback) nicht aus. Aber unter Loyalität versteht sich u. a. auch, dass man alles dafür gibt, damit die Praxis ohne Ausfälle läuft. Sei es eine kraftvolle morgendliche Anstrengung, weil der Bus der Kollegin ausgefallen ist oder die Kinderbetreuung zu besorgen, wenn in der Praxis eh schon extremer Personalmangel herrscht. Kollegialität macht aus, wenn man als Team wirklich zusammenhält und füreinander einspringt.
Eine wünschenswerte Einstellung ist:
– Ich bin ein Teil des Ganzen und gebe möglichst immer mein Bestes dazu.
– Für mich bedeutet ein kollegiales Miteinander, dass es ein ausgewogenes Geben und Nehmen ist.
Kaum einer von uns kann den Schalter einfach so von „Privat“ auf „Dienst“ umschalten. Vor allem dann nicht, wenn Gefühle im Spiel sind. Hatte man bspw. am Vorabend einen schmerzlichen Streit mit seinem Partner und ist man früh unversöhnt aus dem Haus gegangen, bleibt man den ganzen Tag innerlich aufgewühlt. Das darf auch sein. Man darf vielleicht auch immer mal aufs Handy schauen, ob nicht doch eine Entschuldigung reingeflattert ist. Unverzeihlich hingegen sind Konzentrationsschwächen am Stuhl. Falsches Material angerührt etc.? Da hapert es an der Konzentration, was ein no go ist!
Eine wünschenswerte Einstellung ist:
– Ich höre genau hin, wenn mir Arbeitsanweisungen erteilt werden.
– Bei der Arbeit am Patienten bin ich nicht abgelenkt, stattdessen hoch konzentriert.
Ein ganz wesentliches Kriterium für einen guten Praxisbetrieb ist das Verantwortungsbewusstsein. Überall passieren Fehler. Manchmal auch solche, die der Zahnarzt selbst gemacht hat und welche erst durch eine ZFA oder DH entdeckt werden. Hier braucht es aus dem Verantwortungsbewusstsein heraus eine ehrliche Haltung, die wiederum mit einer gelebten Fehlerkultur einher geht. Wenn der/die Chef/in bei Fehlern cholerische Anfälle kriegt und die betreffende Kollegin zusammenfaltet, wird es schwer, offen mit Fehlern oder Versäumnissen umzugehen. Zu einer Fehlerkultur gehört aber auch ein Feingefühl dafür, wie (der Ton macht die Musik!) man Kritik anbringt und wann. Seine/n Chef/in zu korrigieren, sollte daher möglichst diskret erfolgen, so dass keiner vor dem Patienten bloßgestellt wird.
Eine wünschenswerte Einstellung ist:
– Ich bin aufmerksam und korrigiere lieber, als aus Scham etwas zu vertuschen.
– Ich spreche Fehler offen an. Ich trage sie durchaus auch mit ins Team, damit keiner den gleichen Fehler wiederholt (Lernen aus Erfahrung).
Was wohl nicht nur für ZFA gilt, sondern für alle Menschen, die sich der Arbeit mit dem Menschen verschrieben haben, ist das Vorhandensein von Einfühlungsvermögen (Empathie). Das braucht es in einer Zahnarztpraxis ganz besonders. Bspw. die beruhigende Hand einer ZFA auf der Schulter eines Angstpatienten. Betäubung und viele Worte reichen manchmal nicht aus. Hingegen das Gefühl, in diesem Moment ‚verbunden‘ zu sein, wirkt Wunder. Der/die Chef/in bekommen solche Momente vielleicht manchmal gar nicht mit, weil sie absolut hochkonzentriert in ihrer Arbeit aufgehen.
Eine wünschenswerte Einstellung ist:
– Ich gehe auf Menschen ein. Ich habe Verständnis für ihre Sorgen, Nöte und Ängste.
– Ich kann unterscheiden, wer wirklich bedürftig ist oder wer seine Patientenrolle wiederholt ausreizt.
Zum Abschluss noch ein Hinweis für Bewerber/innen. Wenn man sich selbst auf den Prüfstand stellt, sollte man noch einmal ganz klar unterscheiden, was man bei sich als Voraussetzungen (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit) sieht und was eigene Stärken ausmachen. Fragt Euch am besten, welche Indikatoren ihr für Eure Stärken in Eurer Freizeit findet. Was verlangt Euch volle Konzentration ab (bspw. Sudoku)? Wo engagiert ihr Euch über die Maßen und bringt Euch kollegial ein (bspw. in einer Sportmannschaft)? Wie geht Ihr mit Kleinkindern und alten Menschen innerhalb Eurer eigenen Familie um? Es reicht nicht nur, eine hervorragend ausgebildete ZFA zu sein, man muss lieben, was man tut!