Gender Pay Gap – oder der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen

Zwischen SEINEM und IHREM Bruttolohn gab es statistisch ausgewertet auch im Jahr 2021 immer noch eine ordentliche Differenz. Vergleicht man Entgelte von Männern und Frauen, die dieselben Qualifikationen besitzen, in einem ähnlichen Betrieb oder in der gleichen Branche arbeiten, klaffen da immer noch 6 Prozent Unterschied. Das kann nicht auf schlechtere Ausbildung zurückgeführt werden und berücksichtigt sind in diesem Vergleich natürlich Unterschiede, wie Vollzeit, Teilzeit oder Praktikum.

Gilt das für alle Länder?

Deutschland ist in dieser Frage kein löblicher Vorreiter. Vorbilder dagegen sind Italien, Luxemburg und Rumänien, bei denen der Gender Pay Gap bei unter 5 Prozent liegt.

Woran liegt das?

Zunächst an unser aller Denken. Egal ob Mann oder Frau – historisch gewachsen meinen viele noch, ein Unterschied von 3 Prozent wäre normal und angemessen. Es wird nicht mal als Diskriminierung angesehen, sondern darauf zurückgeführt, dass viele Frauen sich freiwillig dafür entscheiden, die Familienarbeit zu übernehmen und dafür gern auf eine große Karriere zu verzichten. Oftmals entscheiden sich Frauen aus diesem Grund auch für Jobs, die ohnehin mit einem geringeren Stundenlohn vergütet werden. Das hat natürlich zur Folge, dass einige Frauen deshalb bereits bei den Einstiegsverhandlungen bescheidener auftreten, als ihre männlichen Mitbewerber.

Falschen Beruf gewählt?

Machen wir uns nichts vor, es gibt sie immer noch, die stigmatisierenden Rollenbilder. Dazu gehört natürlich auch, von „typischen“ Frauenberufen zu sprechen. Beispielsweise Pflegeberufe, die werden persé oft schlechter vergütet, obwohl eine beachtliche körperliche und psychische Leistung erbracht werden muss. Daraus lässt sich schließen, dass weibliche Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt weniger gewertschätzt werden, was man durchaus Diskriminierung nennen darf! Wenn wir uns darüber hinaus auf Führungsebenen umschauen, wird noch deutlicher, dass es in manchen Berufsgruppen dort kaum einen Platz für Frauen zu geben scheint.

Was kann man dagegen tun?

Jedes Jahr findet der Equal Pay Day statt und markiert symbolisch den Tag, bis zu welchem Frauen umsonst arbeiten, wenn man ihren Verdienst mit dem durchschnittlichen Jahreseinkommen der Männer vergleicht. Zum ersten Mal gab es den Equal Pay Day in Deutschland am 15. April 2008. Letztes Jahr fand er am 10. März 2021 statt. Es gab also eine kleine Verbesserung in den letzten Jahren.

Neben Aktionen wie diesen müssen Frauen selbst aktiv werden, um die Lücke zu schließen. Sie sollten unbedingt selbstbewusster in Gehaltsverhandlungen gehen und eine gerechte Bezahlung einfordern. Zudem ist es wichtig, schon als junge Frau Förderungen und Entwicklungschancen wahrzunehmen (bzw. einzufordern), damit sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stetig erhöhen. Frauen, die eine Familie haben, aber ihre Arbeitszeit dennoch nicht reduzieren möchten, sollten sich trauen, mit ihrem Partner über geeignete Modelle zu sprechen und eine andere Aufteilung von Arbeit und Kindererziehung von diesem verlangen.

An die Zukunft denken?

Wer sich im Moment darüber noch keine Gedanken macht, sollte bedenken, dass der Verdienstunterschied für die Frauen nicht folgenlos bleibt. Spätestens im Ruhestand kann es durchschnittlich gesehen zu einem weitaus geringeren Rentenanspruch kommen. Und es gibt noch eine andere Falle. Das Ehegattensplitting führt nämlich auch dazu, dass verheiratete Frauen oft weniger arbeiten, da es sich steuertechnisch nicht lohnt.

Nur Mut!

Dort wo einheitliche Tarife gezahlt werden, kann man das vom Betriebsrat sicherheitshalber mal checken lassen. Bei Kleinstunternehmen, wie Zahnarztpraxen kann sich für beide Seiten ein stufenweiser Entlohnungsplan bewähren. Der Zahnarzt/die Zahnärztin wird sich bei Neueinstieg erst einmal über die Arbeitsqualität der Fachkraft vergewissern wollen. Wenn die Chemie menschlich und fachlich passt, stehen die Chancen gut, so nachzuverhandeln, dass es nicht zu viel zum Sterben und nicht zu wenig fürs Leben, sondern die gerechte Entlohnung für wertvolles Arbeiten im Team ist! Eine Investition, die sich für beide Seiten rechnet!

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