Wie bereits im letzten Blog am 9. August 2021 versprochen, wollen wir uns heute anschauen, was sich zahnmedizinische Fachangestellte von ihrem Arbeitgeber wünschen.
Ziel einer jeden Zahnarztpraxis ist es, zufriedene PatientInnen zu versorgen bzw. zu betreuen. Das möglichst über viele Jahre. Aber genau die PatientInnen sind es, die unterschwellig ein Gespür dafür entwickeln, ob das Klima in der Praxis gut ist. Alle MitarbeiterInnen sind quasi ein Aushängeschild für die gelebte Praxiskultur und ist die angespannt, vermittelt das irgendwie ein unangenehmes Gefühl.
Der Chef oder die Chefin, die die gesamte Verantwortung tragen, müssen neben ihrem Arbeitseinsatz als Mediziner noch ein Team führen. Sie agieren als Führungs-KRAFT und dafür braucht es mindestens:
- Wertschätzung für das Tun der anderen
- Zielvorgaben oder sogenannte Leitblanken, die Ermessenspielräume begrenzen
- ganz viel Vertrauen in das Team und damit einhergehend natürlich auch, das Vermögen Verantwortung abzugeben
- fachliche Kompetenz, aber ebenso das Bedürfnis, Wissen zu teilen
- Weiterbildung fördern
- Entscheidungen treffen, die möglichst alle verstehen, also eine echte Einbindung der MitarbeiterInnen
- situatives Einfühlungsvermögen
- Ausgeglichensein, immer gut gelaunt und nicht zu vergessen…humorvoll
- fähig zu sein, eine konstruktive Kritik zu geben (Feedback)
- eine Fehlerkultur, die als Chance zum Besserwerden gelebt wird
- MitarbeiterInnen loben
- und zu guter Letzt Gelassenheit, um möglichst für alle (auch PatientInnen) eine entspannte Praxisatmosphäre sicherzustellen
Nun sind der Chef und die Chefin auch nur Menschen und unterliegen ebenso all den menschlichen Schwankungen wie Begrenzungen. Trotzdem loht es sich, all das zu checken, was der Chef bzw. die Chefin an den vorgenannten Voraussetzungen mitbringt. Wenn sie zugänglich sind, wenn ihnen selbst an einem guten Praxisklima gelegen ist, kann man ihnen diese Liste zur Selbstüberprüfung durchaus mal vorlegen. Voraussetzung ist aber, dass sie über die wichtigste Eigenschaft verfügen, nämlich fähig zur Selbstreflexion sind.
Schauen wir uns noch einmal 5 dieser Punkte intensiver an!
Loben
Wie oft kommt im Tagesablauf etwas dazwischen? Wie oft verkürzt sich die Mittagspause, weil ein Schmerzpatient außer der Reihe versorgt werden muss? Wie oft managen das die ZFA komplett eigenständig, um ihren Chef bzw. ihre Chefin damit gar nicht zu behelligen? Genau solche besondere Einsätze verdienen ein Lob. Aber dieses Lob muss von Herzen kommen, ehrlich gemeint sein und nicht zu einer inflationären Floskel verkommen Wer jedoch gern gelobt werden will, muss auch verkraften, wenn Kritik geübt wird. Konstruktive Kritik verbietet ein cholerisches Ausflippen, sondern zeigt neben dem Fehler auch die Verbesserung auf. Macht ein Teammitglied einen Fehler, sollten alle vom Lernprozess profitieren, damit dieser Fehler kein 2. Mal wiederholt wird.
Arbeitszeiten einhalten
Gerade wenn eine Zahnarztpraxis neu eröffnet wurde, fehlt es den jungen Chefs meist an Erfahrungen, was einen stressigen Praxisbetrieb ausmacht. Außerdem lasten zumeist hohe Bankkredite auf ihren Schultern. Das kann leicht verführen, das Arbeitspensum über zu strapazieren. Und dabei wird nicht selten vergessen, dass die Angestellten ein Privatleben und nicht unbedingt den gleichen Start-Antrieb haben. Ein guter Chef bzw. eine gute Chefin hat es in der Hand, einen Patienten, der nicht wirklich Schmerzen hat, erneut einzubestellen, damit sein/ihr Team bei ohnehin schon verkürzter Mittagspause nicht auch noch am Abend zu lange überziehen muss. Das ist die Verantwortung gegenüber der eigenen Mannschaft, die durchaus auch mal über die Befindlichkeiten des Patienten gestellt werden darf.
Weiterbildung fördern
Was die eigene Qualifizierung bedeutet, gibt es immer solche und solche MitarbeiterInnen. Viele sind mit ihrer Ausbildung und dem, was sie täglich tun, vollends zufrieden. Aber es gibt auch solche, die sich lebenslanges Lernen auf die Fahne geschrieben haben. Bspw. eine Kollegin, die sich seit Jahren sehr zuverlässig und richtig erfolgreich in der Prophylaxe engagiert. In ihr wächst der Wunsch, sich als Dentalhygienikerin weiterzubilden. Das zu fördern, macht einen guten Chef bzw. eine gute Chefin aus. Selbstverständlich mit Kostenübernahme, die sich mit einer vertraglichen Bindungsklausel absichern lässt.
Ein Teil des großen Ganzen sein
Jede Mutter kümmert sich am meisten um ihr eigenes Baby. Das ist nicht anders bei übertragener Verantwortlichkeit. Werden Arbeitsfelder nach Stärken zugewiesen, wie bspw. Hygiene oder Abrechnung und sogenannte „Hutträger“ definiert, verstärkt es das Gefühl, selbst einen wichtigen Beitrag zu leisten. Wenn diese Aufgabe dann noch Spaß macht, geht man viel motivierter auf Arbeit. Eine solche Form der Delegation bzw. der Mitverantwortung braucht deshalb eine verstärkte Einbeziehung der MitabeiterInnen, ohne dass der /die PraxisinhaberIn das Heft des Handelns komplett aus der Hand gibt.
Der Fels in der Brandung
Da läuft was schief, da wurde falsch entschieden, da gab es eine Patientenbeschwerde. Jede dieser Situationen ist unangenehm und verursacht Stress. Hier die Ruhe zu bewahren und weniger in Schuldzuweisungen zu verfallen, macht die menschliche Größe eines Chefs bzw. einer Chefin aus. Aber was wäre, weil doch keiner von uns fehlerfrei durchs Leben geht, wenn darüber hinaus eine solche Situation noch mit Humor elastisch ausgefedert werden würde? Zu spüren, dass man angstfrei arbeiten kann, dass nicht hinter jeder Ecke der Ärger lauert, fördert das Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortlichkeit. Letztendlich geht es darum, ein Königs- und kein Zwergenmacher zu sein und gilt sowohl für sie, als auch für ihn, die das Chef-Zepter in der Hand halten!
Kleiner persönlicher Tipp am Ende.
Man kann auch seine Führungskraft führen. Nicht vorführen, aber selbst mit ganz viel Geduld und Einfühlungsvermögen an die „menschliche Hand“ nehmen. Das gelingt euch doch schon so gut bei euren PatientInnen – da klappt’s auch mit dem Chef bzw. der Chefin. Traut euch!