Die Guten. Die Bösen. Wo gehöre ich hin?

Wir alle haben gerade in letzter Zeit deutlich zu spüren bekommen, wie sich die Gesellschaft spaltet und ein Riss durch Familien und Freundeskreise geht. Wenn Menschen von verschiedenen Ängsten befallen sind, an etwas Unterschiedliches, gar Gegensätzliches glauben und sich dann noch gegenseitig Schuld zuweisen, werden diese Risse zu unüberwindbaren Gräben.

Egal, welches Thema auch hinter einem Zerwürfnis steht, mischen sich zu den Beschuldigungen dann noch Verachtung, Häme und Arroganz, ist die Aussicht auf Befriedung äußerst gering.

Was aber tun, wenn genau das im Job passiert?

Okay, man geht auf Arbeit, um das zu tun, was man liebt und um Geld zu verdienen. Man geht nicht auf Arbeit, um dort Freundschaften zu pflegen, wenngleich das eine tolle Nebenwirkung sein kann.

Und dann bilden sich zwei Grüppchen aus den vermeintlich Guten und den vermeintlich Bösen. Egal, wie das Mengenverhältnis aussieht, spätestens an diesem Punkt kommt es zu einem Machtgerangel. Die eine Gruppe agitiert, will überzeugen, verteidigt ihre Wahrheit und verteufelt, wenn man ihr nicht folgt. Die andere Gruppe diskutiert, klärt auf, verteidigt ihre Position und fühlt sich durchaus erhaben. Und diese Verhaltensweisen wechseln dann natürlich noch zwischen den beiden Gruppen. Steht man selbst irgendwo als Neutrale(r)  dazwischen – Heidwitzka, das kann echt lustig werden, weil beide Gruppen an einem zerren und um einen Anschluss an ihr Lager buhlen. Ihr kennt das?

In der Regel kommt keiner da von allein raus. Spätestens wenn die Sachebene verlassen wurde und es nur noch emotional zugeht. Der Leidensdruck wird größer und jeder für sich hat wie in jeder anderen Situation immer nur drei Optionen.

Option Nr. 1

Ich akzeptiere die vorherrschende Ansicht, füge und beuge mich und halte aus. Das mag äußerlich Frieden schaffen, macht aber meistens innerlich krank. Man muss ständig gute Miene zum falschen Spiel bzw. zum Spiel der anderen machen. Somit lebt man gegen seine Überzeugungen und das kostet verdammt viel Energie. Hat man sich für diese Option entschieden, gibt es nur das Durch- bzw. Aushalten und das zu 100 Prozent!

Option Nr. 2

Der Zustand aus Option Nr. 1 hat sich derart verschlechtert, dass man ihn eben nicht mehr ertragen kann. Oder man ist nicht der Typ, der sich von vorn herein beugt und seine Ideale aufgibt. Dann begibt man sich auf den Pfad, etwas ändern zu wollen. Man wird aktiv, legt sich ins Zeug und will gerade in einem Konflikt Brücken bauen. Das kann gut gehen, wird aber oft boykottiert. Auch hier zehrt das Bemühen über Gebühr an der eigenen Kraft. Steht man zudem allein auf weiter Flur und hat keine Sinnesgenossen, wird man u. U. zum Märtyrer.

Option Nr. 3

Wenn man nicht der Typ ist, der hinnimmt. Wenn man vielleicht noch gekämpft hat, aber feststellen musste, dass es nur Windmühlen waren, wie bei Don Quichotte, dafür aber der Gegenwind umso heftiger wurde, bleibt eigentlich nur noch der Rückzug. Nein, es ist vielmehr ein sich Rausnehmen, ein Rausgehen. Man verlässt selbstbestimmt und selbstbewusst die Situation. Doch so einfach ist auch das nicht. Vielleicht steht man zunächst vor einem beruflichen Aus? Keinen Job mehr, oder nur einen mit höherem Anreiseaufwand, schlechteren Arbeitsbedingungen, weniger Entlohnung und ein neues Team, in das man sich nun wieder neu integrieren muss.

Auch das kann die Seele belasten und fordert Geduld und ziemlich viel Kraft ab.

Egal für was man sich entscheidet. Am Ende ist es ganz einfach. Jeder von uns hat immer eine Wahl, muss sich aber der Konsequenzen bewusst und diese zu tragen bereit sein!

Zurück zum Teamkonflikt in dem Stadium, wo man sich noch nicht gegenseitig die blinkenden Waffen zeigt. Hier hilft immer das Eingreifen einer neutralen unbeteiligten Person. Ein(e) Mediator(in). Sie werden versuchen, die emotional aufgewühlte Situation, indem keiner mehr miteinander redet, auf eine sachliche Ebene zurückzuführen. Ist eine Mediation am Ende erfolgreich, gibt es keinen Gewinner und keinen Verlierer. Angestrebtes Ziel ist ein Nullsummenspiel für beide Parteien. Das gelingt, wenn sich beide Seiten angenähert, nach Gemeinsamkeiten und Lösungen gesucht haben, die sie verbindlich angehen. Diese werden deshalb in eine Art Vereinbarung fixiert und nach einer gewissen Zeit auf Einhaltung überprüft.

Nochmal zur Frage: Wo gehöre ich hin?

Letztendlich immer dorthin, wo deine Werte gelebt werden und der überwiegend Teil deiner Mitmenschen ähnliche Überzeugungen haben, wie du. Ist das nicht gegeben, kann man auch bleiben, wenn es tolerant und großzügig zugeht. Das funktioniert besonders dann, wenn man in dir einen wertvollen und liebenswerten Menschen sieht, der wiederum seine Sicht auf das Leben und die Welt haben darf.

Checke unbedingt, ob das nicht gegeben ist, bevor du Vermutungen anstellst und dich selbst aus dem Rennen nimmst!

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